Der langjährige Bremer Coach Florian Kohfeldt spielt erfolgreich für die Tennis-Herren des Winterhude-Eppendorfer Turnvereins.
KARSTEN JAEGER
Die Sportler-Prominenz fühlt sich meistens wohl in Hamburg. Zu den namhaften Größen, speziell im Fußball, gehört auch Florian Kohfeldt, der von November 2017 bis Mai 2021 die Bundesliga-Mannschaft des SV Werder Bremen mit Erfolg trainierte. Derzeit ist Kohfeldt vereinslos, darum wechselte der 41 Jahre alte Coach vom grünen Rasen auf die roten Ascheplätze an der Erikastraße zum Tennis. Beim Winterhude-Eppendorfer TV (W.E.T.) hat der Bremer mit den Herren 40 jetzt seine erste Freiluftsaison in der Regionalliga Nord-Ost bestritten und den Klassenerhalt wesentlich mit bewerkstelligt.
Gezielte Verstärkung oder etwa einfach nur ein Glücksfall auf dem Transfermarkt? „Wahrscheinlich von beidem ein bisschen“, erklärt W.E.T.-Teamsprecher Marcel Brindöpke und schmunzelt dabei. „Manchmal aber hilft der Zufall einfach mit. Daher können wir uns glücklich schätzen, für die höchste deutsche Spielklasse einen Mann wie ihn gewonnen und ihm Tennis im Herzen der Hansestadt schmackhaft gemacht zu haben.“
In insgesamt 142 Partien war Florian Kohfeldt für den SV Werder als Trainer verantwortlich, ehe es Ende Oktober 2021 zur Trennung kam. Danach wechselte er zum VfL Wolfsburg, wo er allerdings nur eine halbe Saison blieb. Seine vorläufig letzte Herausforderung ging Kohfeldt am 1. Juli vor einem Jahr bei Erstligist KAS Eupen in Belgien an. Wieder kein Glück. Seit Ende März ist Fußball-Pause. Die Erinnerungen an eine glorreiche Ära in Bremen aber bleiben.
Seit einiger Zeit ist Kohfeldt, der 2015 an der Hennes-Weisweiler-Akademie des DFB seine Ausbildung zum Fußballlehrer machte, mit W.E.T.-Topspieler Axel Finnberg befreundet. Beide tauschen sich regelmäßig über Tennis aus. Der wie Kohfeldt in Bremen wohnende Finnberg kennt auch gut den ebenfalls dort beheimateten Alexander Kissel. Der hat direkten Kontakt zu Winterhudes Matthias Boelsen. So schloss sich irgendwann der Kreis und die W.E.T.-Recken hatten einen Fußball-Experten in ihren Reihen.
Florian Kohfeldt sagte nach einer aufregenden Saison mit packenden Partien und nachfolgendem Happy End: „Eine Supertruppe ist das hier. Es wird richtig geiles Tennis gespielt.“ Kapitän Mark Bube hat beobachtet: „Florian geht als neues Teammitglied voran, er strahlt Vorbildcharakter aus. Unglaublich, wie er sich reinhängt auf dem Court.“
Kaum zu glauben: Kohfeldt nahm erst mit 29 Jahren erstmals das Racket in die Hand. Akribisch, wie er nun einmal ist als Bundesliga-Trainer, geht er taktisch auch in den Tennis-Punktspielen zu Werke und zwingt seine Kontrahenten in die Knie. Und das gelang ihm in vier der sechs Einzelmatches der Regionalliga. „Tennis ist absolut mein Hobby, daran wird sich nichts ändern.“
„Man erkennt sofort seine Führungsqualitäten, ohne dass er sich in den Vordergrund drängt“, sagt Marcel Brindöpke. Jeder Rivale auf dem Court kennt ihn natürlich. Kohfeldt ist nicht unnahbar, er ist empathisch und macht mit jedem, der es möchte, ein Selfie. Alexander Peetz, der gleichermaßen als Neuling in der Mannschaft dabei ist: „Wir werden hoffentlich lange auf ihn bauen können. Es sei denn, es wartet ein neuer Trainerjob auf ihn.“
Auf eine erfreuliche Sommersaison blicken auch die Herren 50 des Mehrspartenvereins W.E.T. zurü
Auch in diesem Team tritt ein Akteur an, der zumindest in Tennis-Kreisen bestens bekannt ist: Udo Riglewski gehörte in den 80er- und 90er Jahren zu den besten deutschen Spielern und belegte mit dem ehemaligen Einzel-Wimbledonsieger Michael Stich (1991) als höchste Platzierung Rang sechs in der Doppelweltrangliste. Seit acht Jahren ist Riglewski auf den fünf Plätzen am Mühlenteich tätig und gibt seine Erfahrungen weiter.